Die Geschichte der kroatischen Hafenstadt Pula
Wer heute im Rahmen seines Urlaubs sein Küstenpatent in Pula ablegt, dem wird kaum bewusst, dass die Geschichte der Hafenstadt Pula eng mit der Küstenseefahrt verknüpft ist. Denn das Gebiet rund um Pula oder auch italienisch Pola genannt, kann auf eine knapp 7.000-jährige Geschichte zurückblicken. Die ersten Siedlungsspuren werden von der heutigen Forschung ins 10. Jahrhundert vor Christus datiert.
Der Gründungsmythos
Der Legende nach, die auf den antiken griechischen Schriftsteller Strabon zurückgeht, wurde Pula von den Verfolgern des Schiffes Argo und den Argonauten, welche das goldene Vlies nach Griechenland bringen sollten, gegründet. Nachdem die Jagd auf dieses Schiff erfolglos abgebrochen werden musste und zu dem ihr Anführer, der Sohn des Königs von Kolchis, an diesen fremden Gestaden verstarb, beschlossen die Übriggebliebenen sich an diesem Ort niederzulassen. Vornehmlich geschah dies aus der Angst heraus, in der Heimat wegen des Todes des Prinzen und der ergebnislosen Verfolgung, mit dem Tode bestraft zu werden. Nach diesem Gründungsmythos verdankt Pula seine eigentliche Existenz.
Die illyrische Besiedlung und die Zeit der römischen Eroberung
Während nach der Legende, die Gründung der Stadt gerade mal 3.000 Jahre zurückliegt, beweisen heute etliche Siedlungsspuren, dass die eigentliche Geschichte von Pula bedeutend älter ist. Danach dürften Gründer der Stadt Illyrer gewesen sein, die diese strategisch wichtige Lage zuerst erkannten. Neben den zahlreichen Handelsbeziehungen mit dem Umland, entwickelten sich gleichzeitig ebenso wichtige Wirtschaftszweige wie beispielsweise der Acker-, Wein- und Olivenanbau sowie die Fischerei und ein reges Transportwesen. Im Rahmen der Expansion des römischen Reiches wurde Pula im Jahr 177 v. Chr. von den Römern erobert. Als “Colonia Pietas Julia Pola” verblieb Pula bis ins 3. Jahrhundert unter der römischen Herrschaft. Das bedeutendste Wahrzeichen, das Amphitheater, entstand unter dem flavischen Kaiser Vespasian im 1. Jahrhundert v. Chr. Ursprünglich bot es für 23.000 Personen Platz. Anhand seiner Maße zählt es zu den sechstgrößten römischen Arenen überhaupt.
Die nachrömische Zeit
In der nachrömischen Zeit während des 5. Jahrhunderts gelangte Pula abwechselnd unter der Herrschaft der West- und der Ostgoten. Ab 1150 wird Pula dem Stadtstaat Venedig tributpflichtig. Der venezianische Einfluss bleibt zunächst für einige Jahrhunderte bestimmend. Im 14., 15. und 16. Jahrhundert wird Pula zunächst von Genua, dann vom kroatisch-ungarischen Heer und abschließend von den Habsburgern erobert. Allerdings litt die Bevölkerung nicht nur unter den Kriegen, sondern auch durch die zahlreichen Epidemien, welche durch die Pest, Malaria, Typhus und Pocken ausgelöst wurden.
Vom Kriegshafen zur Touristenattraktion
Nach den Unruhen des Revolutionsjahres 1848, gewinnt der Hafen von Pula für das Habsburgische Reich immer mehr an strategischer Bedeutung. Es beginnen zahlreiche intensive Bauarbeiten, welche den Naturhafen zum großen Kriegshafen und Schiffswerft umfunktionieren. Im gleichen Zeitraum nimmt die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig zu. So steigt sie innerhalb von 50 Jahren von einstmals 1.126 auf 40.000 Einwohnern. Mit dem Ausbau der Infrastruktur (z. B. durch den Bau der Eisenbahn) verliert Pula seine bisherige isolierte Siedlungsstruktur und wird somit zu einer Stadt mit modernen urbanen Eigenschaften. Die Besetzung Pulas durch italienische Truppen am 3. November 1918 beendet die habsburgische Zeit von ganz Istrien. Allerdings endet der italienische Herrschaftsanspruch bereits mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Pula gelangt so zunächst unter die Verwaltung der Anglo-Amerikaner. Ab 1947 wird die kroatische Stadt Pula ein Teil des neuen jugoslawischen Staates. Mit der Gründung des selbstständigen Staates Kroatien, im Jahr 1991, gehört Pula heute unter anderem zu den attraktivsten Urlaubsplätzen an der Adria. Neben zahlreichen kulturellen Bauwerken, können ebenso naturnahe Ereignisse bestaunt werden wie etwa die seltenen Mönchsrobben. Aber auch der aus vierzehn Inseln bestehende Naturpark Brijuni lässt sich mit einem Küstenpatent in Pula befahren.